2023    150 Jahre Imkerverein Dippoldiswalde

Zum 150. Geburtstag des Imkervereins Dippoldiswalde e. V. treffen sich die Vertreter der 158 sächsischen Imkervereine dieses Jahr zu ihrer Hauptversammlung in Dippoldiswalde.

Wir bedanken uns bei allen Geldgebern, Sponsoren und Förderern für die Zuwendungen, welche für das Gelingen der Veranstaltung beitragen haben.

Geschichtlicher Überblick:

Der Verein blickt auf eine wechselhafte Geschichte seit der Gründung im Jahr 1873 zurück.

Seine Zeit im Deutschen Kaiserreich war eine des Aufstiegs. Die Kriegs- und Nachkriegsjahre waren dann immer schwer: Vereinsmitglieder waren gefallen und die Völkerzahlen sanken. In der erhaltenen Chronik ist dann von Pflichthonigabgaben und Notfütterungen die Rede.

Einen gewaltigen Aufschwung gab es in den 1960er-Jahren. 1965 hatte der Verein 126 Mitglieder mit 1300 Völkern. Es gab ein aktives Spartenleben mit Ausflügen, geselligen Veranstaltungen, Fachvorträgen und die gemeinsame Behandlung der Völker gegen die Tracheen-Milbe (die eine Bienenkrankheit verursacht). Die Ablieferung von Honig in den volkseigenen Aufkaufsstellen lohnte sich aufgrund der staatlichen Subventionierung.

Das Jahr 1989 war auch für den Imkerverein ein Umbruch. Der Honigabsatz brach ein und die Varroa-Milbe dezimierte die Völkeranzahl. Die Mitgliederanzahl sank auf 30 Mitglieder. Der Verein stellte sich dem Problem der Imker-Nachwuchsgewinnung. Im Jahr 2009 hatte der Verein wieder fast 50 Mitglieder.

Seit 2020 ist Wolfgang Gusel Vereinsvorsitzender. 2022 hat der Verein mit Fördermitteln des Freistaates einen Lehrbienenstand für Bienenzucht aufgebaut. Aktuell hat der Verein über 70 Mitglieder.

150 Jahres Feier am Samstag den 21.10. 2023 und Sonntag den 22.10.2023

Zum 150. Geburtstag des Imkervereins Dippoldiswalde e. V. treffen sich die Vertreter der 158 sächsischen Imkervereine dieses Jahr zu ihrer Hauptversammlung in Dippoldiswalde.   In der Vertreterversammlung am Sonnabend wird der Landesverband Sächsischer Imker e. V. seine Beschlüsse fassen, den besten sächsischen Honig prämieren und verdiente Mitglieder auszeichnen.   Am Sonnabend-Nachmittag und am Sonntag werden Fachvorträge und Workshops zu Imkerthemen für alle Interessierten organisiert.   

Der 150. Geburtstag des Imkervereins Dippoldiswalde wird mit einer Festveranstaltung am Sonnabend-Abend gewürdigt.

Gleichzeitig mit unserem Vereinsjubiläum wir dieses Jahr auch  das Adam Gottlob Schirach Gedenkjahr begangen, dem großen Sächsischen Bienenforscher im 18. Jahrhundert aus Klein Bauzen. Vor 250 Jahren hat der berühmte Sächsische Bienenforscher das Buch "Wald-Bienenzucht, nach ihren großen Vortheilen, leichten Anlegung und Abwartung, Breslau 1774"  herausgegeben ( Externer Link Google Books). Desweiteren das Buch "Sächsischer Bienenvater von 1776 oder des Herrn Palteau von Metz neue Bauart hölzerner Bienenstöcke, nebst der Kunst, die Bienen zu warten, und einer Naturgeschichte dieser Insekten". ( Externer Link publikationen.ub.uni-frankfurt.de)

Aus der Zeit unserer Vereinsgründung eine "Anleitung zur Bienenzucht im Königreich Sachsen". Ein schönes Buch von 1880 über die damaligen Verhältnisse. ( Externer Link digital.slub-dresden.de)

In Gedenken an Schirach findet dieses Jahr eine Reihe von Veranstaltungen unter dem Motto " Wir folgen den Spuren des renomiertesten Naturforschers zu seiner Zeit auf dem Gebiet Honigbiene". (Veranstaltungsblatt der Schirach- Bienengesellschaft e.V. 2023/24)

Adam Gottlob Schirach ist in der Welt der Imker fast vollständig in Vergessenheit geraten, obwohl sein Beitrag zur Bienenhaltung einer der Wichtigsten der letzten Jahrhunderte ist.

Er entdeckte, dass ein weiselloses Volk, welches noch frische Brut besitzt, sich eine Königin nachzieht und nutzte dieses Wissen zur künstlichen Vermehrung von Bienenstöcken. Damit wurden die Bienenväter der Zeit zum einen unabhängig vom Schwarmtrieb der Bienen und andererseits setzte diese Entdeckung den Grundstein zur Züchtung von Bienenvölkern mit besonderen Merkmalen (obschon dieser Möglichkeit damals praktisch keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde).

Sein Werk über das Ablegermachen wurde zunächst ins Französische und von dort ins Italienische übersetzt. Da Französisch als Sprache der Wissenschaft weit verbreitet war, fanden die Erkenntnisse Schirachs schließlich Eingang in die Betriebsweisen anderer europäischer Länder.Schirach schrieb weitere Werke und versuchte durch eine Kooperation der Bienengesellschaft mit der Leipziger ökonomischen Gesellschaft seine Erkenntnisse für einfache Bauern zugängliche zu machen, indem er ein kurzes Traktat verfasste, welches kostenlos unter den ärmeren Schichten verteilt wurde.

Generell war er ein Feind jeglicher Geheimniskrämerei und bemängelte diese negative Eigenschaft unter den Bienenvätern der Zeit. Die Bienengesellschaft sollte sich daher den freien Austausch des Wissens zum Grundsatz machen. Ein weiterer Verdienst Schirachs war es das Wissen der oberlausitzisch-sorbischen Zeidler zu sammeln und dieses zu veröffentlichen.

Die darin enthaltene Schautafel über die Tätigkeit der Zeidler ist heute noch vielen Imkern bekannt.Die Bedeutung der oberlausitzischen Bienengesellschaft sollte keinesfalls über- aber gleichwohl nicht unterschätzt werden. Sie diente als Forum vieler versierter Bienenhalter der Zeit, die Ideen und Erkenntnisse austauschten, und verbreitete so europaweit das generierte Wissen. Ihre Tätigkeit setzte eine Gründungswelle von weiteren Bienengesellschaften in Gang, wie sie sich bspw. in Franken, der Kurpfalz oder Bayern gründeten. Die Gesellschaft unterhielt zudem einen Bienengarten, der aus heutiger Sicht als Lehrbienenstand verstanden werden könnte. Dorthin schickten viele Fürsten der Zeit ihre Untertanen hin, um sie in den neuesten Erkenntnissen der Bienenhaltung unterrichtet zu wissen.
Europaweit scheint dies eine einzigartige Gesellschaftsform gewesen zu sein, mit Ausnahme der von 1799 bis 1809 existierenden Western Apiarian Society in England, die jedoch nicht die Breitenwirkung wie ihr sächsisches Pendant entfalten konnte.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann vermutet werden, dass die Gründung der oberlausitzischen Bienengesellschaft eine Welle imkerlichen Enthusiasmus auslöste, was sich unter anderem in der Publikation von Lehrbüchern ausdrückte. Von 1500 bis 1759 wurden lediglich 16 Werke in deutscher Sprache publiziert, während es in England 18 waren.

Von 1760 bis 1845 (Erscheinen der Nördlinger Bienenzeitung) hingegen wurden etwa 146 deutschsprachige und 42 englischsprachige Lehrbücher veröffentlicht. Von den 146 deutschsprachigen Publikationen wurden etwa ein Drittel von Mitgliedern der Bienengesellschaften veröffentlicht. Es kann demnach vermutet werden, dass die oberlausitzische Bienengesellschaft als Katalysator für apidologisches Wissen diente und somit zumindest für die deutschsprachigen Gebiete die „Sattelzeit der Bienenhaltung“ einleitete.


Quellverweis:
Dieser Text entstand im Rahmen einer Abschlussarbeit zu den deutschen Bienengesellschaften und englischen Apiarian Societies am Lehrstuhl für Neuere Geschichte und Landesgeschichte der Universität des Saarlandes.